Nachlese zum 13. NCC-Sommertheater Teil 2 von 2 Das Bekenntnis des Autors

Zum 13. Mal spielte der Niederdorlaer Carneval Club (NCC) sein Sommertheater vom 16. bis 18. August auf dem Anger des Vogteidorfes. Der Autor Erich Koch nannte sein Stück “Liebe geht schmerzhafte Wege”. Hier nun der zweite Teil des Berichtes.

Das Gastro-Team des 13. Vogteier Sommertheater am Freitag. Foto: Michael Zeng
Das Gastro-Team des 13. Vogteier Sommertheater am Freitag. Foto: Michael Zeng

Nachlese zum 13. NCC-Sommertheater Teil 1 von 2: Lachen über betrogene Betrüger

Zum 13. Mal spielte der Niederdorlaer Carneval Club (NCC) sein Sommertheater vom 16. bis 18. August auf dem Anger des Vogteidorfes. Der Autor Erich Koch nannte sein Stück “Liebe geht schmerzhafte Wege”.

Was ist Heimat?

Die Rechnungsgesellschaft kehrt heim von der Hammelfahrt. Die Musiker, die mit dabei waren, bringen ein Ständchen. Foto: MiZe
Die Rechnungsgesellschaft kehrt heim von der Hammelfahrt. Die Musiker, die mit dabei waren, bringen ein Ständchen. Foto: MiZe


HEIMAT: Mit "dem ganzen Dorf" auf dem Platz hinter der Schenke warten, bis die Rechnungsgesellschaft Niederdorla e.V. von der Hammelfahrt zurück kommt. Die Musiker, die mitgefahren sind, geben ein Ständchen.

Seit Menschengedenken feiert die Jugend Pfingsten und Kirmes auf gemeinsame Rechnung. Die Rechnungsgesellschaften von Langula, Niederdorla und Oberdorla besuchen auf Kutschen alle Kneipen der Vogtei und bringen Ständchen vor den Häusern ihnen wichtiger Menschen. Auch in Gedenken.

Durlo

Das Wort im Bild heißt DURLOUM und steht in der Urkunde von 1274 über die Ersterwähnung der Vogteier Kirmes. 

Durlo[um] - so wurde Dorla geschrieben vor 750 Jahren. Das "um" ist eine grammatikalische Endung. Die Endung "-um" wurde hier abgekürzt, der Strich über dem Ende des Wortes ist das Zeichen für die Kürzung.

Langula und Niederdorla gab es natürlich auch schon.

Es gab für alle drei Dörfer nur eine Kirche, deren Weihe-Jubiläum gefeiert wurde. Das jährliche Jubiläum der Kirchweihe heißt Kirmes. Es war die Kirche des Stiftes in Oberdorla.

Ein Stift ist eine Art Kloster. Statt Mönche lebten Chorherren in der Anlage. Sie sahen aus wie Mönche. Chorherren konnten das Stift verlassen, Mönche ihr Kloster nicht.

In der "Kirmes-Urkunde" von 1274 ist Dorla erwähnt, weil das Stift dort stand. Damals hieß es DurlO. Man erkennt deutlich das U und das O.

Der Name des Dorfes wurde in Latein geschrieben, also latinisiert. Latein war die Sprache der kirchlichen Verwaltung. Schreiben war damals anstrengend, auch weil die Hand nicht aufgestützt wurde. Das war extrem körperlich anstrengend. Deshalb wurden viele Wörter abgekürzt. 

Das im Mittelalter geschriebene Latein war nicht mehr genau das der alten Römer. Deren klassische Sprache wurde im Mittelalter zu Mittellatein. Man merkt, die Schreiber sprachen eigentlich Deutsch. Und konstruierten ihre Texte in Mittellatein. Ähnlich wie the yellow from the egg.

Niederdorlaer Festschrift an Deutsche Nationalbibliothek Leipzig übergeben

Die Deutsche Nationalbibliothek am Standort in Leipzig ist die zentrale Archivbibliothek für alle Medienwerke in deutscher Sprache aus dem In- und Ausland und das nationalbibliografische Zentrum Deutschlands.

Sie erfüllt die Aufgaben einer Nationalbibliothek ab dem Erscheinungsjahr 1913. Ihre vordringlichste Aufgabe ist zu sammeln, zu verzeichnen und die Medienwerke der Öffentlichkeit zur freien Verfügung zu stellen. Sie ist die größte Bibliothek der Bundesrepublik Deutschland und im deutschen Sprachraum sowie eine der größten Bibliotheken der Welt.

Der Bestand zählte 2020 ca. 20 Millionen Medieneinheiten am Standort Leipzig.

Jährlich kommen circa 4 km Regalwände dazu. Die Büchertürme und das ganze Areal sind ständig in Erweiterungsbauten begriffen.

Sie ist offen für den Verleih von Büchern; allerdings müssen die Bücher im Gebäude verbleiben. Die interessierte Leserin kann sich für die Lektüre in einen der verschiedenen Lesesäle zurückziehen.

Seit dem 08. März 2024 kann man nun unter dem Suchwort = Niederdorla= nicht nur verschiedenes Kartenmaterial finden, sondern auch die Festschrift unserer 800-Jahr-Feier aus dem Jahr 2023.

Durch den persönlichen Kontakt zwischen der ortsansässigen Annegret Töpp und dem Mitarbeiter der Nationalbibliothek Hartmut Krüger, der seit 36 Jahren in der DNB tätig ist,  konnte die Festschrift in doppelter Ausführung übergeben werden.

Töpp und Krüger sind sich seit ihrer gemeinsamen Lehrzeit Im Volksgut Klein Aga freundschaftlich verbunden. Über diese Verbindung hat die Festschrift nicht nur ihren Weg nach Leipzig gefunden, sondern ein weiteres Exemplar wird von dort an den Standort Frankfurt am Main weiter geleitet.

Ein wunderbarer Gedanke, dass nun ein Stück Geschichte Niederdorlas für die ganze Welt zugänglich ist.

Vielleicht findet ja der ein oder andere Mensch in der Zukunft Interesse am geografischen Mittelpunkt Deutschlands, seiner Entstehung und Historie, sowie am Leben der Menschen aus der Gemeinde Niederdorla samt ihren Traditionen und Gebräuchen.

Annegret Töpp

Boar Eier, boar Kase...

Der Niederdorlaer Spruch der Kinder zum Pfingstmontag ist nun im Kreisarchiv hinterlegt. Dort bleibt er für die Zukunft erhalten in der aktuellen Version.
Version des Spruchs der Kinder am Morgen des Pfingstmontag in Niederdorla

Der Niederdorlaer Spruch der Kinder zum Pfingstmontag ist nun im Kreisarchiv hinterlegt. Dort bleibt er für die Zukunft erhalten in der aktuellen Version.

Viele Niederdorlaer haben unabhängig voneinander geholfen, eine allgemeine Schreibung zu finden.  

Das Vogteier Platt basiert auf dem Mittelhochdeutschen. Das wurde allgemein gesprochen von 1050 bis 1350. Die Vogteier blieben beim Mittelhochdeutschen und entwickelten diese Sprache mündlich weiter von Generation zu Generation. Dazu forschte Doris Zeng.

Der Historiker und Archivar Michael Zeng:

"Das Kreisarchiv sammelt Dokumente über die Vogteier Bräuche zu Pfingsten und Kirmes. Ich bin Niederdorlaer und damit aufgewachsen. Deshalb freue ich mich, weil nun für die Zukunft bekannt bleibt, was die Niederdorlaer Kinder zu Pfingsten rufen. Die Kinder von Niederdorla ziehen Pfingsten am Montagmorgen durchs Dorf. Sie sammeln für eine gemeinsame Mahlzeit.

In hundert Jahren wird das Dokument sehr wertvoll sein. Ich danke den Niederdorlaern, die sich beteiligt haben."

So entwickelte sich die deutsche Sprache: gesprochen wurde
Althochdeutsch 750 von 1050,
Mittelhochdeutsch 1050 von 1350,
Frühneuhochdeutsch 1350 von 1650 und
Neuhochdeutsch ab 1650.

Pfingsten in der Vogtei vor 168 Jahren

Abbildung aus der Zeitschrift Gartenlaube, Heft 25, von 1857
Abbildung aus der Zeitschrift Gartenlaube, Heft 25, von 1857

Vor 168 Jahren berichtete die Zeitschrift Gartenlaube über die Vogtei und die Vogteier. Die alten Bräuche der Vogteier wurden anhand von fünf wichtigen Tagen im Jahr beschrieben. Dazu gehörte auch der Pfingsttag. So lesen wir in der Gartenlaube, Heft 25, von 1857:

"Der zweite Tag ist der erste Pfingstfeiertag. Wie anders sieht es da in dem Dorfe aus! Der blaue Frühjahrshimmel hat die Bewohner auf die Straße gelockt, und läßt sie sich singend und lärmend ergehen, gleich als wenn der heitere Himmel, die reinere Luft, das zu neuem Leben hervorsprießende Grün des Waldes und der Flur auch in ihnen neues fröhliches Leben erzeugt hätte. Alles, was eine Kehle hat, jubelt und lacht, Freude malt sich auf jedem Gesicht. Unter das Schreien und Rufen mischt sich Pferdegetrampel und gelles Pfeifen. Plötzlich ist Alles ruhig, nur eine Pfeifstimme ist hörbar und im Nu ist wieder ein Gelächter und Geschrei. Was gibt es denn? fragen wir erstaunt.

„Es wärd der grüne Laubmann eingeführt,“ antwortet uns jede Persönlichkeit, „kennt er das noch nöcht? Das es schienne, da muß er einmal dablieben, h’er wärd gleich kümmen (kommen).“

Der Troß kommt näher, auf aufgeputzten Pferden paradiren die Burschen in ihrem Sonntagsstaat, zwei von ihnen führen an einem Faden eine ganz in Laub eingemummelte Gestalt, gleichfalls zu Pferde, die durch die Zweige hindurch immerwährend pfeifen muß. Vor jedem Haus halten sie an, der Skandal legt sich, das [343] verlassene einzelne Pfeifen ertönt, ihm folgt die Frage: „Kennt Ihr den Schößmaier oder auch Laubmann, so sagt seinen Namen.“ Niemand kennt ihn und muß seine Unwissenheit mit einer kleinen Geldspende bezahlen und bekommt dafür nur ein Gelächter und Geschrei der Hölle zu hören. Auf diese Weise geht es durch das ganze Dorf und dann nach beendigtem Ritte auf den Anger zur Enthüllung der theuern Persönlichkeit. Das erhaltene Geld wird zu einem Gelag verwendet, dem öfters Angertanz folgt.

Welchen Sinn kann man dieser Sitte beilegen? Ist sie nur eine Huldigung dem Frühjahr, der beginnenden Neu- und Arbeitszeit des Ackermannes, oder soll sie den Anfang zum fröhlichen Leben im Freien bilden, oder hängt es mit dem früheren Rechte der Vogteier zusammen, daß sie von diesem Tage ab in das Holz fahren durften? Das erstere scheint mir insofern das Wahrscheinlichste, als ein alter Bauer mir erzählte, daß in früherer Zeit eine zweite Persönlichkeit, in dürres Holz gepackt, mit herumgeführt worden sei, dessen Hülle zu einem Freudenfeuer und Opfer für das Gedeihen der Frucht verbrannt, während die Hülle des Anderen aus Schößlingen (davon der Name) bestehend, von den Burschen in die Erde gesteckt worden sei, um zu grünen und zu wachsen. Jedenfalls ein sinniger Naturcultus, wiewohl ich keiner Bestätigung von anderer Seite habhaft werden konnte."