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Foto, Schössmeier Niederdorla, 2019 |
Zu Pfingsten fährt der Schössmeier durchs Dorf.
Zum Namen Schössmeier gibt es viele Theorien.
Was ist ein Schössmeier?
Der Schössmeier ist heute ein spitz zulaufendes Gestell, das mit Kränzen verkleidet wird. Die Kränze werden geflochten aus Zweigen der Weide und aus Blumen und Blätter-Zweigen. Das Gestell ist so groß, es kann ein Knabe darunter sitzen. Auf einem Pferdewagen wird der Schössmeier durch das Dorf gefahren.
Zu welchem Zweck?
Heute soll von den Passanten geraten werden, wer unter dem Gestell sitzt? Als Hilfe pfeift der "Steffel" mit einer Trillerpfeife. Wer es nicht rät, spendet für die "Rechnung", mit der die Kinder und Jugendlichen des Dorfes gemeinsam Pfingsten feiern.
Doch woher kommt der Name Schössmeier?
Das kommt darauf an, worauf sich die Erklärungen bezieht:
Wird an das Eintreiben von Geld gedacht, dann war "das Geschoss" bis in die frühe Neuzeit eine allgemeine Steuer für das Gemeinwesen. Der Beamte, der das Geschoss eingetrieben hat, hieß "der Meier".
Aber warum sollte ein Steuereintreiber unter Blumenkränzen sitzen? Waren es versteckte Steuern?
Name und Brauch sind wohl älter als das Christentum in unsere Gegend. Rituelle Laubhütten finden wir schon in der Urzeit. Priesterinnen oder Priester durften nicht gesehen werden, während sie wirkten, in Trance waren.
Unter der Laubhütte verwandelten sich Priesterinnen und Priester in eine jeweilige Gottheit. Schon die Heiden kannten die Epiphanie, die leibhaftige Erscheinung ihres Gottes.
Priesterinnen und Priester versetzen sich durch Meditation oder "Medikamente" in einen Rausch und stießen einen Singsang aus. Wahrscheinlich entgleisten die Gesichtszüge. Das sollte das Volk nicht sehen. Deshalb saßen die heiligen Personen unter einer Laubhütte.
So wurden sie unter der Laubhütte durchs Dorf gefahren und über die Felder, oder getragen: Dabei spendete ihr Singsang Segen für Menschen, Tiere und Felder. Alle freuten sich nach dem Winter auf ein neues fruchtbares Jahr mit dem Segen der Götter.
Um diesen heidnischen Brauch zu verstecken, könnten unsere Vorfahren gespielt haben mit Klang und Bedeutung von Geschoss und SCHÖSSLING, dem Austrieb eines jungen Baumes im FRÜHJAHR. Und dem Meier als Steuer-Beamten, der Abgaben für den Grundherren eintrieb, wie früher die Priesterin oder der Priester für die Götter.
Tres una sunt -
DREI Dörfer SIND EINE Vogtei