Sachsen und die Vogtei


Neben Mainz war die Vogtei eng verbunden mit Sachsen. Status der Beziehung zwischen Sachsen und der Vogtei: Es ist kompliziert. 

Das Komplizierte hängt zusammen mit der Verbindung der Landgrafschaft Thüringen mit der Mark Meißen, also dem heutigen Sachsen. Als die Thüringer Landgrafen noch Thüringer waren, hatten diese Landgrafen herrschaftliche Ämter in Sachsen. 

Mittelalterliche Herrschaft war kompliziert. Herrscher hatten das Recht oder Ämter inne, von ihren Untertanen Steuern und Abgaben zu bekommen. Dafür schützen die Herrscher ihre Leute im Krieg, hatten Aufgaben der heutigen Polizei und sprachen Recht. Diese Rechte und Ämter konnten über das ganze deutsche Reich oder sogar Europa verteilt sein. Das kam durch Erbschaft, Tausch, Rechtsprechung, Belohnung, manchmal auch durch Krieg, meist aber durch Verträge.

Die echten Thüringer Landgrafen starben 1247 aus. Danach bekriegten sich Hessen und Sachsen bis 1264 um das Erbe der Thüringer Landgrafen. Als Ergebnis wurden die Herrscher Sachsens zu Thüringer Landgrafen. 

Die Landgrafschaft Thüringen, die mit Mainz und Hessen 1333 die Herrn von Treffurt besiegte, war zu dieser also schon sächsisch. 

Die Sieger erbten die Rechte der Treffurter Herren in der Vogtei. Die Erbengemeinschaft der drei Sieger hieß Ganerbschaft Treffurt.

Im Foto sehen wir den sächsisch Hof in Treffurt. Das war der Sitz des sächsischen Vertreters in der Ganerbschaft Treffurt. 

Die folgenden Teilungen innerhalb der Ganerbschaft Treffurt beziehen sich bis 1802 ausschließlich auf den Anteil der Ganerben an den ehemaligen Rechten der Treffurter in der Vogtei. 

Landesherr der Vogteier war von 987 bis 1802 der Mainzer Erzbischof. 

Die aufgeteilten Rechte der Treffurter wurden zwischen den Ganerben ständig verhandelt und ausgehandelt. Man könnte auch sagen, man hat sich um die Rechte gestritten. Und weil Rechte und Ämter immer Einnahmen brachten, stritten sich die Ganerben um ihre jeweiligen Anteile an diesen Einnahmen. Dazu holten sich die Ganerben auch juristischen Beistand.

Alle Rechte der Ganerben waren verhandelbar. Auch das Recht, zu bestimmen, ob in der Vogtei die Reformation eingeführt wird. Der Mainzer Erzbischof gab dieses Recht ab an Sachsen. Dafür bekam Mainz das Dorf Wendehausen, das vorher zu Treffurt gehört hatte. So kam Wendehausen zum katholischen Mainzer Eichsfeld. Und die Vogtei wurde evangelisch. 

Sachsen reichte bis an die Grenzen der Vogtei. Oppershausen, Kammerforst, Flarchheim usw. war bis 1813 sächsisch. 

Das Ergebnis der ständigen Verhandlungen unter den Ganerben waren Verträge. Kaum waren die unterschrieben, klagte ein Ganerbe gegen die anderen beiden oder zwei gegen einen.

Dazu kamen die verschiedenen Teilungen der Anteile an den ehemaligen Rechten der Treffurter. Die Gründe lagen in der großen Politik. 

1485 teilten die sächsischen Herrscher-Brüder Ernst und Albrecht ihr Erbe, also Sachsen, unter sich auf. Auch der sächsische Anteil an unsere Vogtei wurde geteilt. Es gab nun einen ernestinischen und einen albertinischen Anteil am Erbe der Treffurter. 

1588 ging der ernestinische Anteil an Hessen. Mainz besaß nun ein Drittel, das (albertinische) Sachsen ein Sechstel und Hessen die Hälfte. 

1736 gab Hessen seine Hälfte ab an Sachsen. Sachsen besaß nun zwei Drittel der ehemaligen Rechte der Treffurter in der Vogtei. 

1802 kam alles an das Königreich Westphalen unter Napoleons Bruder als König und schließlich 1813 an Preußen. Bis 1945 war die Vogtei komplett preußisch.

Das Opfermoor und die Welt


600 vor Christus wurde am Opfermoor der älteste Altar errichtet. Von wem? Und was geschah zu gleichen Zeit in der Welt?

Um 600 vor Christus wurde am Opfermoor der erste Altar errichtet. Das war der Altar aus Steinplatten am Anfang des Rundgangs. 

Wir erkennen: Der Altar steht mitten in einem abgegrenzten Bereich. Das kennen wir auch bei Altären in christlichen Kirchen. Der Bereich, wo der Altar steht, ist optisch und baulich getrennt vom restlichen Raum der Kirche. 

Sonst wissen wir nur wenig über die Kultur, die den Altar aus Stein errichtete. Geopfert wurden Feldfrüchte, keine Tiere. Das lässt vermuten, es war eine Kultur von Bauern mit "veganen" Göttern. Zumindest mochte die an diesem Altar verehrte Gottheit kein Fleisch. 

An jüngeren Altären am Opfermoor wurden Tiere geopfert und sogar Menschen. 

In der Zeit zwischen 600 vor Christus und den jüngeren Altären fand also ein Wechsel statt: eine bäuerliche Pflanzer-Kultur wechselte zu einer Viehzüchter-Kultur. Ob sich dabei auch die Völker abwechselten oder die "Farmer" zu "Rangern" wurden, weiß man nicht genau. 

Wahrscheinlich wanderte eine fremde Kultur ein und beeinflusste die vorhandene. Der nächst jüngere Altar zeigt eine Mischung aus Elementen aus Stein und Holz. Wir sehen den nächst jüngeren Altar im Hintergrund des Fotos. Der Trend geht dann zu reinen Holz-Altären.

Was geschah in der Welt, als am Opfermoor die ersten Altäre errichtet wurden? Um 600 vor Christus?

Zu dieser Zeit lebte der babylonische König Nebukadnezar II. Er wird 91-mal in der Bibel erwähnt. Seine Truppen eroberten Jerusalem. Jüdische Gelehrte, Künstler und Handwerker wurden nach Babylon verschleppt. Ihre Familien auch.

Das war die sogenannte babylonische Gefangenschaft der Juden.

In den 37 Jahren des Exils spaltete sich die jüdische Religion und Gesellschaft. Sie entwickelte sich in Babylon und Jerusalem unterschiedlich. 

In Babylon wurde der wahre Glauben gepflegt in Abgrenzung zu den Babyloniern mit ihren vielen furchtbaren Götzen.

In Jerusalem beeinflusste griechische Philosophie den jüdischen Glauben.

Aus beiden Wurzeln und Strömungen entwickelte sich eine neue jüdische Kultur. Das wirkt ja im Christentum weiter.

Auch in Ägypten geschah Erstaunliches, während am Opfermoor der erste Altar errichtet wurde.
In Ägypten herrschte damals Pharao Necho II. Nachdem der Pharao seine Feinde besiegt hatte, begann ein schöpferischer Frieden in Ägypten.

Zum Bau von Pyramiden fehlte den Pharaonen schon seit vielen Jahrhunderten Macht und Reichtum. Deshalb suchten sie andere Wege, um nicht vergessen zu werden. 

Necho II. beauftragte phönizische Seefahrer, in seinem Namen Afrika zu umsegeln, um seinen Ruhm zu mehren. 

Zwischen 596 und 594 vor Christus gelang dann auch die erste Umseglung Afrikas im Uhrzeigersinn vom Roten Meer zur Meerenge von Gibraltar. 

In dieser Zeit wurde am Opfermoor der älteste Altar gebaut.

Die Geschichten hinter der Kodifizierung des Sammelspruchs zur Kinderrechnung

Der Spruch der Kinderrechnung

Der Spruch der Kinderrechnung Stand 2023

Die Kinder von Niederdorla ziehen Pfingsten am Montagmorgen durchs Dorf. Sie sammeln für eine gemeinsame Mahlzeit. Dabei rufen sie einen berühmten Spruch und machen Krach, gern mit Töpfen und anderem Metall-Geschirr, Trillerpfeifen und ähnlichen Nervtötern. 
 
Der Niederdorlaer Spruch der Kinderrechnung zum Pfingstmontag ist im Kreisarchiv hinterlegt. Dort bleiben die Worte für die Zukunft erhalten in der aktuellen Version. 

Viele Niederdorlaer haben unabhängig voneinander geholfen, eine allgemeine Schreibung zu finden. 

Das Vogteier Platt basiert auf dem Mittelhochdeutschen. Das wurde allgemein gesprochen von 1050 bis 1350. Die Vogteier blieben mündlich beim Mittelhochdeutschen und entwickelten diese Sprache mündlich weiter von Generation zu Generation. Daraus wurde das Vogteier Platt. Dazu forschte Doris Zeng, Deutschlehrerin im Ruhestand.

Die Geschichte der Kodifizierung des Spruchs der Kinderrechnung


Kodifizierung heißt, wenn etwas mündlich Überliefertes schriftlich festgelegt wird, quasi als Standard für die Zukunft.

Anne Fischer aus Niederdorla fragte die Vogteizeitung nach dem Wortlaut des Spruchs der Kinderrechnung.

Die Vogteizeitung recherchierte.

Schließlich einigen sich Viola Koppe, Irene und Bernhard Ludwig, Jörg "Bobby" Wendemuth und Hannes Hochheim auf Wortlaut und Schreibung, siehe Grafik anbei. Reihenfolge der Namen nach Höflichkeit und Alter. Die Auswahl traf die Vogteizeitung nach öffentlicher Wirkung der Befragten im Platt-Sprechen. 

Der Wortlaut ist nun im Kreisarchiv hinterlegt. Natürlich wird sich der Spruch weiter entwickeln. Vielleicht wird er vegan und bargeldlos?! Aber nun kann jede Entwicklung am Standard von anno 2023 gemessen werden. 

Auf jeden Fall wird im Kreisarchiv nun aufbewahrt, wie zu unserer Zeit der Spruch lautete. Die Vogteizeitung dankt allen für ihr Mitwirken. 

Wollen wir alle hoffen, der Spruch bleibt ewig uralt und doch immer jung, weil viele Kinder ihn jährlich rufen. 

Niederdorla-Ring tief in der Pfalz

Foto: Freundeskreis Niederdorla und Niederdorlaer Rechnungsgesellschaft posieren vor dem Straßenschild Niederdorla-Ring in Weisenheim

Weisenheim am Berg in der Pfalz ist das Partnerdorf von Niederdorla, seit über 30 Jahren. 

Das Winzer-Dorf hat 1.800 Einwohner. Zu Christi Himmelfahrt feiert Weisenheim seine Heimat, die Pfalz, den Wein und die Partnerschaft nach Thüringen und Frankreich. Dazu gibt es einen Festumzug.

Nach den Kerwe-Burschen, den Weisenheimer Kirmes-Burschen und Mädchen, und der Kutsche mit den Weinprinzessinnen liefen gleich der Freundeskreis Niederdorla mit der Niederdorlaer Rechnungsgesellschaft. Das zeigt die große Bedeutung der Partnerschaft.

Im Bild posieren der Weisenheimer Freundeskreis Niederdorla und die Rechnungsgesellschaft Niederdorla vor dem Straßenschild Niederdorla-Ring. 

Warum es nicht Niederdorlaer Ring heißt, konnte nicht geklärt werden. Klaus Lindenblatt vom Weisenheimer Freundeskreis Niederdorla sagte, es sei in Weisenheim nie diskutiert worden, ob es Niederdorlaer Ring heißen soll oder Niederdorla-Ring.

Die Vogteizeitung vermutet, es soll deutlich bleiben, wie Niederdorla geschrieben wird. 

Der Schössmeier: uralt, doch immer wieder neu

Foto, Schössmeier Niederdorla, 2019
Foto, Schössmeier Niederdorla, 2019

Zu Pfingsten fährt der Schössmeier durchs Dorf.
Zum Namen Schössmeier gibt es viele Theorien.

Was ist ein Schössmeier?

Der Schössmeier ist heute ein spitz zulaufendes Gestell, das mit Kränzen verkleidet wird. Die Kränze werden geflochten aus Zweigen der Weide und aus Blumen und Blätter-Zweigen. Das Gestell ist so groß, es kann ein Knabe darunter sitzen. Auf einem Pferdewagen wird der Schössmeier durch das Dorf gefahren. 

Zu welchem Zweck?

Heute soll von den Passanten geraten werden, wer unter dem Gestell sitzt? Als Hilfe pfeift der "Steffel" mit einer Trillerpfeife. Wer es nicht rät, spendet für die "Rechnung", mit der die Kinder und Jugendlichen des Dorfes gemeinsam Pfingsten feiern.

Doch woher kommt der Name Schössmeier?

Das kommt darauf an, worauf sich die Erklärungen bezieht:

Wird an das Eintreiben von Geld gedacht, dann war "das Geschoss" bis in die frühe Neuzeit eine allgemeine Steuer für das Gemeinwesen. Der Beamte, der das Geschoss eingetrieben hat, hieß "der Meier".

Aber warum sollte ein Steuereintreiber unter Blumenkränzen sitzen? Waren es versteckte Steuern?

Name und Brauch sind wohl älter als das Christentum in unsere Gegend. Rituelle Laubhütten finden wir schon in der Urzeit. Priesterinnen oder Priester durften nicht gesehen werden, während sie wirkten, in Trance waren.

Unter der Laubhütte verwandelten sich Priesterinnen und Priester in eine jeweilige Gottheit. Schon die Heiden kannten die Epiphanie, die leibhaftige Erscheinung ihres Gottes.

Priesterinnen und Priester versetzen sich durch Meditation oder "Medikamente" in einen Rausch und stießen einen Singsang aus. Wahrscheinlich entgleisten die Gesichtszüge. Das sollte das Volk nicht sehen. Deshalb saßen die heiligen Personen unter einer Laubhütte.

So wurden sie unter der Laubhütte durchs Dorf gefahren und über die Felder, oder getragen: Dabei spendete ihr Singsang Segen für Menschen, Tiere und Felder. Alle freuten sich nach dem Winter auf ein neues fruchtbares Jahr mit dem Segen der Götter.

Um diesen heidnischen Brauch zu verstecken, könnten unsere Vorfahren gespielt haben mit Klang und Bedeutung von Geschoss und SCHÖSSLING, dem Austrieb eines jungen Baumes im FRÜHJAHR. Und dem Meier als Steuer-Beamten, der Abgaben für den Grundherren eintrieb, wie früher die Priesterin oder der Priester für die Götter.

Tres una sunt -
DREI Dörfer SIND EINE Vogtei

Stellenausschreibung, Bauamtsleiter*in (m/w/d), Gemeinde Vogtei, Unstrut-Hainich Kreis

Die Gemeinde Vogtei, mit ca. 4.200 Einwohnern, sowie die von ihr erfüllten Gemeinden Kammerforst und Oppershausen, mit zusammen ca. 1.000 Einwohnern, suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt

einen

Bauamtsleiter*in (m/w/d)

(Vollzeit, unbefristet).

In dieser verantwortungsvollen Position übernehmen Sie die Leitung des Bauamtes und tragen

maßgeblich zur baulichen und infrastrukturellen Weiterentwicklung unserer Gemeinden bei.

Ihre Aufgaben:

  • Leitung des gemeindlichen Bauamts mit den Bereichen Hoch-, Tief- und Straßenbau
  • Betreuung von Neubau-, Unterhaltungs- und Erschließungsmaßnahmen
  • Bauleitplanung, Zusammenarbeit mit Planungsbüros, Behörden, Bürgerinnen und Bürgern
  • Betreuung des kommunalen Gebäudemanagements
  • Mitwirkung bei Förderanträgen und Vergabeverfahren
  • Beratung von Gemeinderat und Ausschüssen in bau- und planungsrechtlichen Fragen
  • Planung, Ausschreibung und Begleitung von Bau- und Sanierungsmaßnahmen

Link zur vollständigen Stellenausschreibung

Erinnerung an die letzten Kriegstoten in den Dörfern der Vogtei

Erinnerung an die letzten Toten der Vogtei vor Ende des 2. Weltkrieges
Grafik Michael Zeng

Am 8. Mai 1945 endete offiziell der Zweite Weltkrieg auch in der Vogtei. Das ist nun 80 Jahre her. Ich möchte erinnern an die letzten Toten des Zweiten Weltkrieges in der Vogtei. 

Es gibt dieses berühmte Foto von der Häuserecke in Oberdorla und sogar Dokumentarfilme. Das Foto möchte ich hier nicht interpretieren, und die Aussagen der Filme nicht kommentieren. Auch möchte ich keine Erinnerungen sprechen lassen-

Ich möchte amtliche Quellen erzählen lassen.

Vor mir liegen die Sterberegister von Langula, Niederdorla und Oberdorla. Die wurden seit 1874 von den Standesämtern der drei Dörfer geführt. In den Sterberegistern sind die Menschen eingetragen, die in den Dörfern der Vogtei starben, egal, wo sie geboren wurden oder zuletzt wohnten. 

Die Sterberegister wurden vom Standesamt nicht geschrieben, um etwas zu erzählen, sondern dienten dem amtlichen Zweck der aktuellen Gegenwart von 1945.

Zum jeweiligen „Sterbeeintrag“ wurden damals die amtlichen Todesursachen eingetragen. Die drei Bücher liegen im Kreisarchiv des Unstrut-Hainich-Kreises.

Erinnern möchte ich an die Toten, die durch kriegerische Ereignisse in der Vogtei starben noch kurz vor dem allgemeinen Kriegsende. Dieser Bericht ist möglich, weil damals der Standesbeamte die Todes-Ursache vermerkte. So wird deutlich, dass die erwähnten Menschen durch den Krieg starben.

In Langula starb am 5. April 1945 die Schülerin Lisbeth Werner. Sie wurde acht Jahre alt. Gestorben ist Lisbeth an einem Schuss durch den linken Lungenflügel. Es bildete sich ein Hautemphysem, eine Schwellung unter der Haut. Dadurch erstickte das Mädchen.

Am selben Tag, am 5. April, starben in der Gemarkung Langula drei Soldaten der Wehrmacht: der 18-jährige Ober-Kanonier Johann Tschiggerl aus Österreich, der 19-jährige Gefreite Herbert Perschel aus Schlesien und der 36-jährige Kanonier Paul Heppe ebenfalls aus Schlesien. Die Soldaten wurden auf den Feldern um Langula gefunden. Die drei toten Soldaten wurden auf dem Friedhof in Langula beerdigt. Ihre persönlichen Daten wurden über ihre militärischen Erkennungsmarken ermittelt. Das waren Metallplättchen, die die Soldaten an einer Kette um den Hals trugen. Anhand der eingeprägten Abkürzungen und Zahlen konnten die Soldaten identifiziert werden.

In Niederdorla erlag am 6. April der Arbeiter Paul Heinrich Dietzel seinen „durch Fliegerbeschuss erlittenen Verletzungen“, wie der Standesbeamte vermerkt. Er wurde 39 Jahre alt. Es ist nicht vermerkt, wann der Flieger angegriffen hat. 

In Oberdorla starb am 4. April die „Direktrice“ Marie Thielemann an ihren Verletzungen. Eine Direktrice ist eine Modell-Schneiderin, also eine Modedesignerin. Die 44-Jährige hatte ihren rechten Unterschenkel verloren, durch „Feindeinwirkung“, wie der Standesbeamte vermerkte. Sie starb durch den Blutverlust. 

Die Witwe Anna Marie Schreiber starb ebenfalls am 4. April in Oberdorla durch einen Granatsplitter im Kopf. Sie wurde 80 Jahre alt.

Der Rentner Heinrich Adam Fritzlar und seine Ehefrau Christine starben in ihrem Haus, Marktweg 43 „durch Feindeinwirkung“, vermerkte der Standesbeamte. Sie wurden beide 73 Jahre alt. Da das Ehepaar in ihrem Haus durch "Feindeinwirkung" starb, schrieb der Standesbeamte das Rentner-Ehepaar seien "gefallen".

Der Landwirt Johann Heinrich Scheffel „wurde anschließend an die hier stattgefundenen Kampfhandlungen tot aufgefunden“, vermerkte der Standesbeamte. Der Kammerforster starb am 5. April. Er wurde 55 Jahre alt.

Das waren die zehn Menschen, die in der Vogtei direkt durch den Zweiten Weltkrieg starben. Sie starben ganz kurz vor Ende des Krieges. 

Auf drei Soldaten kamen sieben Zivilisten, darunter ein Kind, ein Arbeiter, ein Bauer, eine Mode-Designerin und drei Senioren. 

Michael Zeng, Vogteier, Historiker und Archivar 

Knapper Sieg des neuen Bürgermeisters

Das Diagramm zeigt die Ergebnisse der Bürgermeister-Wahl 2025 in der Vogtei, im ersten und zweiten Wahlgang mit Angabe der Stimmen.

1. Wahlgang am 23.2.25
Stimmen:
Thomas Golebniak 1.405
Christian Hecht 1.349
Mike Schulz 119

2. Stichwahl am 9.3.25
Thomas Golebniak 1.256
Christian Hecht 1.149

Mike Schulz erklärt Rücktritt als Kandidat für Bürgermeisterwahl

Mike Schulz erklärt seinen Rücktritt von der Kandidatur für das Bürgermeisteramt. Er genehmigt der Vogteizeitung die Veröffentlichung seiner Erklärung: