Zur Geburt klirrten die Waffen

Die Ursprünge der heutigen Vogtei liegen in einer Fehde, einer bewaffneten Auseinandersetzung im 14. Jahrhundert.

Die Grafiken zeigen Ritter und Bewaffnete in Mitteleuropa um 1333. Die Grafiken erstellte ChatGPT aufgrund historischer Fakten und Funde. Bei der Erstürmung des Normannsteins werden einige Ritter und viele Bewaffnete beteiligt gewesen sein. So sahen die aus.

Ritter trugen um 1333 bereits hoch funktionale Helme mit Visier sowie Arm- und Beinpanzer. Allerdings spielte das Kettenhemd noch eine wichtige Rolle, um Nacken, Hals und Rumpf zu schützen. Der Rumpf wurde mit einem relativ großen Schild geschützt. Das wurde später immer kleiner und verschwand im späten Mittelalter, weil dann die Ritter vollständig beweglich gepanzert waren. Grafik: ChatGPT nach historischen Fakten.
Bewaffnete trugen Speer, Schild und einen Helm ohne Visier. Wer es sich leisten konnte oder wem die Herrschaft das bezahlte, trug ein Kettenhemd. Ansonsten war der Körper geschützt durch dicke textile Polster. Mit einem Speer konnte man sich sogar gut gegen einen Kämpfer mit Schwert verteidigen, weil der Speer länger war als ein Schwert. Schwerter waren Statussymbole. Grafik: ChatGPT nach historischen Fakten.

Wer kämpfte da gegen wen?

Im Jahr 1333 und nochmal 1336 wurde die Burg Normannstein in Treffurt gestürmt. Dort saßen die Herren von Treffurt. Die hatten als Raubritter ihre Nachbarn mehrfach überfallen. 1333 und 1336 schlossen sich die Landgrafschaften von Hessen, Thüringen und das Erzbistum Mainz zusammen und belagerten den Normannstein. Die Burg wurde erobert, die Herren von Treffurt entmachtet, vertrieben oder getötet.

Die Sieger verwalteten fortan gemeinsam das Erbe der Treffurter. Dazu gehörten auch Rechte der Treffurter in der Vogtei, die bis dahin allein zu Mainz gehört hatte. Graf Wigger hatte die drei Dörfer dem Mainzer Stift geschenkt.  Die Gesamtheit von Langula, Niederdorla und Oberdorla hieß damals noch Mark Dorla. Eine Mark war ein Grenzgebiet in Richtung Slawen

Durch das gemeinsame Verwalten des Erbes der Herren von Treffurt entstand die Dreiherrschaft über die Dörfer Langula, Niederdorla und Oberdorla durch Mainz, Sachsen und Hessen.  Diese Herrschaft wurde Ganerbschaft Treffurt genannt. Die dauerte bis 1802/3. Da kam die Vogtei komplett zu Preußen und blieb bis 1945 preußisch.

Vogteier Geschmink, Rezept

Vor und nach dem Backen im (Bäcker)Ofen.

Das Rezept nach Charlotte "Lottchen" Zeng (1918-2004) aus Niederdorla, geprüft und ergänzt vom Profi-Koch Alexander Görmar:

Am Sonntag nach dem 14. September wird in den drei Dörfern der Vogtei Kirmes gefeiert. Dabei wurde und wird Hammelfleisch gegessen: Lappensuppe (Magen), Hammelbraten und als Höhepunkt: Geschmink:

Dieses Gericht gibt es nur bei uns!
So wird Geschmink gekocht!

Zutaten:

zu gleichen Teilen Hammel- und Schweinefleisch

Kartoffeln

Zwiebeln

Knoblauch

Salz, Kümmel

pro Person eine reife Birne

So wird's gemacht:

1. Fleisch in einem großen Topf anbraten

2. Die rohen Kartoffeln in Scheiben schneiden, wie für Bratkartoffeln. Tipp vom Chefkoch: "Vorwiegend festkochende" Kartoffeln verwenden.

3. Die Kartoffeln mit dem Gemüse und den Gewürzen mischen.

4. Das Gemisch in den Topf schichten. Dabei das Fleisch in der Mitte platzieren.

5. Die Birnen halbieren und obenauf legen.

6. Soviel Wasser hinzugeben, bis die oberste Schicht knapp bedeckt ist.

7. Alles eine halbe Stunde lang kochen.

8. Danach den Topf geschlossen in den vorgeheizten Ofen stellen.

9. Oberfläche des Geschminks ab und zu mit Butter bestreichen. Je nach Geschmak mit gehackten Zwiebeln bestreuen.

10. Das Geschmink bei 200 Grad Celsius solange backen, bis die Oberfläche braun und knusprig ist.

Das Backen kann mindestens zwei Stunden dauern!

INFO: Früher wurde das Geschmik für die ganze Familie zubereitet. Dazu bereiteten die Hausfrauen das Geschmink in großen bedeckten Pfannen vor. Anschließend wurden die Pfannen zum Bäcker gebracht. Dort wurde das Geschmink im Backofen fertig gebacken.

Autorin: Charlotte Zeng, Niederdorla

Der 4. Vogteier Herbstmarkt oder wie man Gutes tut

Volker Wolf, Uwe Köhler, Torsten Stollberg von links. Foto Vogteizeitung
Volker Wolf, Uwe Köhler, Torsten Stollberg von links. Foto Vogteizeitung
Am 6. September 2025 fand mitten in der Vogtei, vor Möbel-Jaeger der 4. Vogteier Herbstmarkt statt. Der Markt bietet regionalen Erzeugern einen Marktplatz und regionalen Vereinen eine Möglichkeit, sich einzubringen. Besucher aus nah und fern wussten das zu schätzen. Auch Kinder und Senioren kamen auf ihre Kosten.

Die Niederdorlaer Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes spendete 200 Euro für das Kinder- und Jugendhospiz in Tambach-Dietharz. Wann, wo, warum?

Wann´s Kärmse äß, wanns Kärmse äß

Wann´s Kärmse äß, Text des Liedes von Hermann Herwig
Erstellt von Vogteizeitung


Wann´s Kärmse äß, wanns Kärmse äß

do frait sich Jung un Aalt.

Do waren schunt dn Tuag verrhar

de Buden uf gestaalt.

Wanns Kärmse äß, wanns Kärmse äß

do äß bi uns was lu-es,

do gätts Musik dn ganzen Tuag,

gätt Lärm un Schtimmung blu-eß.


Wanns Kärmse äß, wanns Kärmse äß

do luadn me Giaste iin,

do wärd gebrebbelt un geschmort

vun Re-ind un Schoof un Schwiin.

Wanns Kärmse äß, wanns Kärmse äß

äß keins än grobes Tier,

do wärd gebillepert un gebiitscht,

Brantewien, Likör un Beer.

Wanns Kärmse äß, wanns Kärmse äß

äß ufn Anger Taanz,

dn zweiten Tuag äß Haamelfuahrt,

de-i machts Vergnegn gaanz.

Wanns Kärmse äß, wanns Kärmse äß,

gäts mannchen ru-eten Kopf,

de Kärmsepräddjt, de-i sorjt drveer,

dann erwischt wärd mancher Tropf.


Text: Hermann Herwig, Melodie: Volksweise

abgeschrieben aus dem „Vogteier Liederbuch“.

Der 14. September 325 oder was die Vogteier Geschichte mit der Weltgeschichte verbindet

Der kirchliche Feiertag Kreuzerhöhung am 14. September hat in der Vogtei eine besondere Bedeutung. 

Die älteste und größte Steinkirche der Vogtei wurde am 14. September 1274 geweiht. Der 14. September wurde gewählt, weil dieser Tag der kirchliche Feiertag Kreuzerhöhung ist.


Die heutige Oberdorlaer Kirche war vor 751 Jahren die einzige Kirche für die drei Dörfer Langula, Niederdorla und Oberdorla. Das Gotteshaus gehörte zum Oberdorlaer Stift. Ein Stift ist eine Art Kloster, aus der die Insassen wieder austreten können. Das Stift in Oberdorla war ein Stift für Männer. Die wurden Chorherren genannt. So konnten viele junge Vogteier in das Stift eintreten und nach einer Ausbildung wieder austreten. 


Der Feiertag Kreuzerhöhung war ein stiller Feiertag mit vielen Ritualen. Deshalb konnte nicht am gleichen Tag Kirmes gefeiert werden. Der Kirmes-Sonntag ist ja der Jahrestag der Weihe der Kirche. Deshalb erhielten die Chorherren die bischöfliche Erlaubnis, am Sonntag nach Kreuzerhöhung Kirmes feiern zu dürfen.


Was bedeutet der Feiertag Kreuzerhöhung?


Der römische Kaiser Konstantin I. der Große war Kaiser von 306 bis 337 nach Christus. Unter ihm wurde das Christentum Staatsreligion im Römischen Reich. Kaiser Konstantin ließ in Jerusalem über dem Grab Christi die Grabeskirche errichten. Die Mutter des Kaisers Konstantin hieß Helena.


Die Kaisermutter Helena sandte 325 eine Expedition nach Jerusalem, die das wahre Kreuz Christi suchte und fand. Das war möglich, weil die Kreuzigungen zur Zeit Jesu in einem schon damals ehemaligen Steinbruch erfolgten. Diese Stelle war auch zur Zeit von Kaisermutter Helena nicht bebaut. So wurde dort ein Kreuz ausgegraben, das durch verschiedene Zeichen und Wunder als das wahre Kreuz Christi erkannt wurde. 


Das Kreuz wurde am 14. September 325 gefunden. Nach seinem Auffinden wurde jedes Jahr am 14. September das Kreuz in Jerusalem aufgestellt. Es wurde erhöht. Daher der Name Kreuzerhöhung. Das war quasi eine Massenveranstaltung, weil viele Pilger und Gläubige kamen, um das Kreuz zu sehen und den Augenblick der Erhöhung zu erleben. 


Im Jahr 614 eroberten die Perser Jerusalem und nahmen das Kreuz mit in ihre Hauptstadt. Die Stadt Seleukeia-Ktesiphon befand sich in der Nähe des heutigen Bagdad.


Erst 630 kam das Kreuz wieder zurück nach Jerusalem. Der persische König war gestürzt worden und dessen christliche Tochter gab das Kreuz den Christen in Jerusalem zurück.


638 wurde Jerusalem von Muslimen erobert und das Kreuz verschwand von der Bildfläche. 


1099 eroberten Kreuzfahrer Jerusalem und fanden das Kreuz in einer Kiste im Keller der Grabeskirche. Die Kreuzfahrer führten das Kreuz bei ihren Kriegszügen und Schlachten bei sich. 


1187 verloren die Kreuzfahrer die Schlacht bei Hattin gegen die Muslime. Durch die verlorene Schlacht ging das christliche Königreich Jerusalem unter und die Kreuzfahrer mussten sich nach und nach aus dem Heiligen Land zurückziehen. Das Kreuz kam wieder in muslimische Hand. 


In den Jahren bis 1204 gelangte das Kreuz in das christliche Konstantinopel. Das war die Stadt, die der oben erwähnte Kaiser Konstantin bauen ließ und die zur Hauptstadt des oströmischen Reiches wurde. Die Stadt trug den Namen ihres Erbauers. Das oströmische Kaiserreich wurde Byzanz genannt. Die Byzantiner kamen auf die Idee, das Kreuz Christi zu zerteilen in größere und winzige Teile.


1204 eroberten christliche Kreuzfahrer aus Westeuropa das christliche Kaiserreich Byzanz. Ein geplanter Kreuzzug ins Heilige Land ging schief und die Kreuzfahrer wurden nach Byzanz umgeleitet. In Konstantinopel fanden die Kreuzfahrer die Splitter des Heiligen Kreuzes. Diese nahmen die Kreuzfahrer mit nach Westeuropa, wo diese dann verteilt wurden. Größere Teile des Kreuzes blieben direkt in kirchlicher Hand, in Kirchen und Klöstern. So im Hildesheimer Dom und im Kloster Scheyen nahe München. 


Der Feiertag Kreuzerhöhung verbindet Weltgeschichte mit Vogteier Geschichte. Die Vogtei ist das wert. Darauf können wir stolz sein.


Teile und herrsche oder wie die Ganerben die Vogtei regierten

Amtmänner, Vicedom, Heimbürgen, Schultheißen - Ämter in der Vogtei zur Zeit der Ganerbschaft. 

Von 1333 bis 1802 gehörte die Vogtei zur Ganerbschaft Treffurt. Das heißt, Sachsen, Hessen und das Erzbistum Mainz teilten sich die Herrschaft über die Vogtei. Hessen stieg 1736 aus.

Verwaltungssitz der Ganerbschaft war Treffurt, deshalb auch der Name Ganerbschaft Treffurt. Ganerben sind herrschaftliche Erben, also Staaten, die herrschaftliche Rechte erben.

Die höchsten Vertreter der drei Ganerben waren die Amtmänner:

Der Mainzer Amtmann für die Vogtei war der oberste Mainzer Beamte des Eichsfeldes, quasi der Gouverneur. Er residierte in Heiligenstadt.

Der sächsische Amtmann war Chef des Amtes Langensalza. Er saß in der Dryburg. Das Gebiet des Amtes Langensalza umfasste ungefähr den späteren Kreis Langensalza. 1816 kam das Gebiet zu Preußen. 

Der hessische Amtmann residierte in Eschwege. Die Werra war die Grenze zu Thüringen. 

Der Mainz Erzbischof blieb immer der Landesherr der Vogtei, also der oberste Herrscher. Hessen und Sachsen teilten sich mit Mainz nur bestimmte Rechte und Einnahmen, nie die eigentliche Herrschaft. Deshalb setzte Mainz in der Vogtei einen Vizedom ein, den gab es nur einmal.

Der Vicedom (Vice-Herr) vertrat den Mainzer Erzbischof als Landesherren. Er war der oberste Beamte in der Vogtei, außer in den Bereichen, die sich Mainz mit Hessen und Sachsen teilte: Gerichtsbarkeit und Kirchenpatronat. Diese Rechte wurden aber ständig verhandelt, getauscht usw.

Jede der drei Herrschaften setze in der Vogtei je einen Vogt ein als Vertreter am Ort. In den Quellen, in Briefen, Urkunden und Erlassen nennen sich die drei Vögte auch Amtmänner. Man muss also genau prüfen, ob die "großen" Amtsmänner gemeint waren oder die "kleinem", also die drei Vögte in der Vogtei. 

Ansprechpartner der Vögte in den Dörfern waren die Heimbürgen.

Die Heimbürgen wurden von den Einwohnern der Dörfer gewäht, aber von den Vögten ernannt. Sie dienten den Vögten als Ansprechpartner, als Verbindung zwischen Vögten und Einwohnern der Gemeinde. Die Heimbürgen waren den Vögten rechenschaftspflichtig.

Dann gab es das Amt des Schultheißen. Der hatte mehrere Aufgaben:

Der Schultheiß über alle drei Dörfer wurde vom Erzbistum Mainz eingesetzt, war aber meist ein Zweitjob eines höheren Beamten, der in Erfurt tätig war. Erfurt gehörte damals auch zu Mainz. 

Der Schultheiß "hieß die Schuld", er sagte also den Bürgern an, was ihre Pflicht und Schuldigkeit war gegenüber der Herrschaft. Der Schultheiß trieb Steuern und Abgaben ein und sorgte für Recht und Ordnung im Sinne der Herrschaft.

Ein Schultheiß war also quasi Steuereintreiber, Richter und Polizist. 

Aus dem Schultheißen des Mittelalters entwickelte sich das Amt des Schulzen oder Bürgermeisters.

Sachsen und die Vogtei


Neben Mainz war die Vogtei eng verbunden mit Sachsen. Status der Beziehung zwischen Sachsen und der Vogtei: Es ist kompliziert. 

Das Komplizierte hängt zusammen mit der Verbindung der Landgrafschaft Thüringen mit der Mark Meißen, also dem heutigen Sachsen. Als die Thüringer Landgrafen noch Thüringer waren, hatten diese Landgrafen herrschaftliche Ämter in Sachsen. 

Mittelalterliche Herrschaft war kompliziert. Herrscher hatten das Recht oder Ämter inne, von ihren Untertanen Steuern und Abgaben zu bekommen. Dafür schützen die Herrscher ihre Leute im Krieg, hatten Aufgaben der heutigen Polizei und sprachen Recht. Diese Rechte und Ämter konnten über das ganze deutsche Reich oder sogar Europa verteilt sein. Das kam durch Erbschaft, Tausch, Rechtsprechung, Belohnung, manchmal auch durch Krieg, meist aber durch Verträge.

Die echten Thüringer Landgrafen starben 1247 aus. Danach bekriegten sich Hessen und Sachsen bis 1264 um das Erbe der Thüringer Landgrafen. Als Ergebnis wurden die Herrscher Sachsens zu Thüringer Landgrafen. 

Die Landgrafschaft Thüringen, die mit Mainz und Hessen 1333 die Herrn von Treffurt besiegte, war zu dieser also schon sächsisch. 

Die Sieger erbten die Rechte der Treffurter Herren in der Vogtei. Die Erbengemeinschaft der drei Sieger hieß Ganerbschaft Treffurt.

Im Foto sehen wir den sächsisch Hof in Treffurt. Das war der Sitz des sächsischen Vertreters in der Ganerbschaft Treffurt. 

Die folgenden Teilungen innerhalb der Ganerbschaft Treffurt beziehen sich bis 1802 ausschließlich auf den Anteil der Ganerben an den ehemaligen Rechten der Treffurter in der Vogtei. 

Landesherr der Vogteier war von 987 bis 1802 der Mainzer Erzbischof. 

Die aufgeteilten Rechte der Treffurter wurden zwischen den Ganerben ständig verhandelt und ausgehandelt. Man könnte auch sagen, man hat sich um die Rechte gestritten. Und weil Rechte und Ämter immer Einnahmen brachten, stritten sich die Ganerben um ihre jeweiligen Anteile an diesen Einnahmen. Dazu holten sich die Ganerben auch juristischen Beistand.

Alle Rechte der Ganerben waren verhandelbar. Auch das Recht, zu bestimmen, ob in der Vogtei die Reformation eingeführt wird. Der Mainzer Erzbischof gab dieses Recht ab an Sachsen. Dafür bekam Mainz das Dorf Wendehausen, das vorher zu Treffurt gehört hatte. So kam Wendehausen zum katholischen Mainzer Eichsfeld. Und die Vogtei wurde evangelisch. 

Sachsen reichte bis an die Grenzen der Vogtei. Oppershausen, Kammerforst, Flarchheim usw. war bis 1813 sächsisch. 

Das Ergebnis der ständigen Verhandlungen unter den Ganerben waren Verträge. Kaum waren die unterschrieben, klagte ein Ganerbe gegen die anderen beiden oder zwei gegen einen.

Dazu kamen die verschiedenen Teilungen der Anteile an den ehemaligen Rechten der Treffurter. Die Gründe lagen in der großen Politik. 

1485 teilten die sächsischen Herrscher-Brüder Ernst und Albrecht ihr Erbe, also Sachsen, unter sich auf. Auch der sächsische Anteil an unsere Vogtei wurde geteilt. Es gab nun einen ernestinischen und einen albertinischen Anteil am Erbe der Treffurter. 

1588 ging der ernestinische Anteil an Hessen. Mainz besaß nun ein Drittel, das (albertinische) Sachsen ein Sechstel und Hessen die Hälfte. 

1736 gab Hessen seine Hälfte ab an Sachsen. Sachsen besaß nun zwei Drittel der ehemaligen Rechte der Treffurter in der Vogtei. 

1802 kam alles an das Königreich Westphalen unter Napoleons Bruder als König und schließlich 1813 an Preußen. Bis 1945 war die Vogtei komplett preußisch.

Das Opfermoor und die Welt


600 vor Christus wurde am Opfermoor der älteste Altar errichtet. Von wem? Und was geschah zu gleichen Zeit in der Welt?

Um 600 vor Christus wurde am Opfermoor der erste Altar errichtet. Das war der Altar aus Steinplatten am Anfang des Rundgangs. 

Wir erkennen: Der Altar steht mitten in einem abgegrenzten Bereich. Das kennen wir auch bei Altären in christlichen Kirchen. Der Bereich, wo der Altar steht, ist optisch und baulich getrennt vom restlichen Raum der Kirche. 

Sonst wissen wir nur wenig über die Kultur, die den Altar aus Stein errichtete. Geopfert wurden Feldfrüchte, keine Tiere. Das lässt vermuten, es war eine Kultur von Bauern mit "veganen" Göttern. Zumindest mochte die an diesem Altar verehrte Gottheit kein Fleisch. 

An jüngeren Altären am Opfermoor wurden Tiere geopfert und sogar Menschen. 

In der Zeit zwischen 600 vor Christus und den jüngeren Altären fand also ein Wechsel statt: eine bäuerliche Pflanzer-Kultur wechselte zu einer Viehzüchter-Kultur. Ob sich dabei auch die Völker abwechselten oder die "Farmer" zu "Rangern" wurden, weiß man nicht genau. 

Wahrscheinlich wanderte eine fremde Kultur ein und beeinflusste die vorhandene. Der nächst jüngere Altar zeigt eine Mischung aus Elementen aus Stein und Holz. Wir sehen den nächst jüngeren Altar im Hintergrund des Fotos. Der Trend geht dann zu reinen Holz-Altären.

Was geschah in der Welt, als am Opfermoor die ersten Altäre errichtet wurden? Um 600 vor Christus?

Zu dieser Zeit lebte der babylonische König Nebukadnezar II. Er wird 91-mal in der Bibel erwähnt. Seine Truppen eroberten Jerusalem. Jüdische Gelehrte, Künstler und Handwerker wurden nach Babylon verschleppt. Ihre Familien auch.

Das war die sogenannte babylonische Gefangenschaft der Juden.

In den 37 Jahren des Exils spaltete sich die jüdische Religion und Gesellschaft. Sie entwickelte sich in Babylon und Jerusalem unterschiedlich. 

In Babylon wurde der wahre Glauben gepflegt in Abgrenzung zu den Babyloniern mit ihren vielen furchtbaren Götzen.

In Jerusalem beeinflusste griechische Philosophie den jüdischen Glauben.

Aus beiden Wurzeln und Strömungen entwickelte sich eine neue jüdische Kultur. Das wirkt ja im Christentum weiter.

Auch in Ägypten geschah Erstaunliches, während am Opfermoor der erste Altar errichtet wurde.
In Ägypten herrschte damals Pharao Necho II. Nachdem der Pharao seine Feinde besiegt hatte, begann ein schöpferischer Frieden in Ägypten.

Zum Bau von Pyramiden fehlte den Pharaonen schon seit vielen Jahrhunderten Macht und Reichtum. Deshalb suchten sie andere Wege, um nicht vergessen zu werden. 

Necho II. beauftragte phönizische Seefahrer, in seinem Namen Afrika zu umsegeln, um seinen Ruhm zu mehren. 

Zwischen 596 und 594 vor Christus gelang dann auch die erste Umseglung Afrikas im Uhrzeigersinn vom Roten Meer zur Meerenge von Gibraltar. 

In dieser Zeit wurde am Opfermoor der älteste Altar gebaut.

Die Geschichten hinter der Kodifizierung des Sammelspruchs zur Kinderrechnung

Der Spruch der Kinderrechnung

Der Spruch der Kinderrechnung Stand 2023

Die Kinder von Niederdorla ziehen Pfingsten am Montagmorgen durchs Dorf. Sie sammeln für eine gemeinsame Mahlzeit. Dabei rufen sie einen berühmten Spruch und machen Krach, gern mit Töpfen und anderem Metall-Geschirr, Trillerpfeifen und ähnlichen Nervtötern. 
 
Der Niederdorlaer Spruch der Kinderrechnung zum Pfingstmontag ist im Kreisarchiv hinterlegt. Dort bleiben die Worte für die Zukunft erhalten in der aktuellen Version. 

Viele Niederdorlaer haben unabhängig voneinander geholfen, eine allgemeine Schreibung zu finden. 

Das Vogteier Platt basiert auf dem Mittelhochdeutschen. Das wurde allgemein gesprochen von 1050 bis 1350. Die Vogteier blieben mündlich beim Mittelhochdeutschen und entwickelten diese Sprache mündlich weiter von Generation zu Generation. Daraus wurde das Vogteier Platt. Dazu forschte Doris Zeng, Deutschlehrerin im Ruhestand.

Die Geschichte der Kodifizierung des Spruchs der Kinderrechnung


Kodifizierung heißt, wenn etwas mündlich Überliefertes schriftlich festgelegt wird, quasi als Standard für die Zukunft.

Anne Fischer aus Niederdorla fragte die Vogteizeitung nach dem Wortlaut des Spruchs der Kinderrechnung.

Die Vogteizeitung recherchierte.

Schließlich einigen sich Viola Koppe, Irene und Bernhard Ludwig, Jörg "Bobby" Wendemuth und Hannes Hochheim auf Wortlaut und Schreibung, siehe Grafik anbei. Reihenfolge der Namen nach Höflichkeit und Alter. Die Auswahl traf die Vogteizeitung nach öffentlicher Wirkung der Befragten im Platt-Sprechen. 

Der Wortlaut ist nun im Kreisarchiv hinterlegt. Natürlich wird sich der Spruch weiter entwickeln. Vielleicht wird er vegan und bargeldlos?! Aber nun kann jede Entwicklung am Standard von anno 2023 gemessen werden. 

Auf jeden Fall wird im Kreisarchiv nun aufbewahrt, wie zu unserer Zeit der Spruch lautete. Die Vogteizeitung dankt allen für ihr Mitwirken. 

Wollen wir alle hoffen, der Spruch bleibt ewig uralt und doch immer jung, weil viele Kinder ihn jährlich rufen.